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Fichte ade in Mondsee?

Im Rahmen des Themenschwerpunkts „WALDZUKUNFT MONDSEELAND“ der KEM Mondseeland startete am Freitag, den 1. Oktober 2021, die Veranstaltungsreihe „KLIMAFITTER WALD“. Gemeinsam mit dem Bundesforschungszentrum für Wald (BFW), dem Klimabündnis OÖ und der Landwirtschaftskammer OÖ (LK OÖ) wurde für die Kleinwaldbesitzer*innen die Möglichkeit geschaffen, sich mit dem Klimawandel und den Auswirkungen auf ihren Wald auseinanderzusetzen. Gerald Steindlegger und Viktoria Valenta vom BFW sowie Johannes Wall von der LK OÖ begeisterten mit ihrem Know-How und ihren Erfahrungen über Auswirkungen, Prognosen, Baumarten- und Herkunftswahl sowie Handlungsoptionen und Empfehlungen für Waldbesitzer*innen!

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Allgemein betrachtet verspricht die Prognose des Klimaszenarios RCP 4.5 eine Temperaturerhöhung für den Raum Mondsee von 2,5°C. Entsprechend muss sich also auf so manchem bekannten Standort in unserer Region die Vegetation an die neuen Bedingungen anpassen. Des einen FREUD, des anderen LEID: Aus Sicht der Niederschlagsmengen wird das südliche Oberösterreich jedoch im Vergleich zu anderen Regionen mit Regen weiterhin begünstigt sein.

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Wie also schafft man als Waldbesitzer*in unter diesen Bedingungen einen Waldbestand, der dem Klimawandel ANGEPASST ist? Dieser und weiterer Fragen gingen im Zuge des Infonachmittags und Praxisvormittags Expert*innen des BFW und der LK OÖ näher auf den Grund!

Es beginnt schon bei der richtigen BAUMARTENWAHL

Genau genommen ist es eine Frage des exakten Standorts, abhängig von Bodengegebenheiten, Höhenlage und Exposition, welche Baumarten geeignet sind. Aufgrund der Risikominimierung ist auf mehrere Baumarten der Fokus zu legen. Empfohlen wird, sich an der POTENTIELL NATÜRLICHEN WALDGESELLSCHAFT (PNWG), die in der Mondseeregion typischerweise der Fichten-Tannen-Buchenwald ist, zu orientieren. Aber besonders unsere Fichte wird in den kommenden Jahrzehnten im Bestand abnehmen. Trotz günstiger Niederschlagsmengen hat die Fichte auch schon vor allem in den Jahren 2018 und 2019 entsprechenden Wasserstress gezeigt. Bäume, die längeren Trockenperioden standhalten und trotzdem auch marktwirtschaftlich für den Waldbesitzer/die Waldbesitzerin interessant sind, sind die Tanne und auch die Eiche. Wer also heute einen Baum pflanzt, muss an die Zukunft denken. Wetterextreme und die Wasserverfügbarkeit der Böden werden die allesentscheidenden Faktoren werden.

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PFLEGEMASSNAHMEN sind entscheidend…

Bereits in der Jungwuchs- und Dickungsphase müssen die ersten PLEGEMASSNAHMEN gesetzt werden, um einen stabilen Mischbestand zu schaffen. Besonderes Augenmerk ist auch auf weitere Einflussfaktoren wie Schädlingsbefall und Wildverbiss zu legen. Begünstigt durch das wärmere Klima vermehren sich die unterschiedlichen Schadinsekten besser. Durch die entstandenen optisch markanten Grenzen von Wald zu Kahlschlag zu Wiese und Ähnlichem gewinnt der Lebensraum, besonders jener des Rehwildes, mehr an Qualität. Dies begünstigt den Wildbestand, was wiederum zu erhöhten Verbiss führen kann. Gerade klimafitte Wälder brauchen Mischbaumarten, die, oftmals zum Leidwesen der Waldeigentümer, auch für das Wild sehr schmackhaft sind. Die Jagd kann hier zum Schlüsselfaktor werden. Beispielsweise konnte in manchen Regionen der Wildabschuss verdoppelt werden. Daraus resultierend ging der Verbiss zurück, die klimafitten Baumarten wurden gefördert, und es kam zu erhöhten Wildpretgewichten, bei gleichzeitigem Rückgang der Fallwildzahlen. Sozusagen eine Win-Win-Situation für Forst und Jagd.

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WALDBAUER sein HEISST, in GENERATIONEN zu denken!

Weiterführend ist es wichtig, nicht nur auf unterschiedliche Baumarten, sondern auch auf eine gemischte Altersklassenverteilung der Bäume zu achten, damit vom Keimling bis zum hiebsreifen Mutterbaum alle Stadien in einem Betrieb, oder wenn möglich, auch in einem Bestand vertreten sind. Das Belassen von Ästen, Rinden und Blättern im Wald dient der Düngung des Waldbodens und verspricht einen besseren Zuwachs und höheren Ertrag auf lange Sicht. Nicht zu vergessen ist aber auch der ökonomische Aspekt. Geld sparen heißt die Devise: Bereits bei der richtigen Verjüngungsmethode können einige 1.000 € für Aufforstung, Zaun und Pflege gespart werden. Dann bleibt auch noch genügend Kleingeld für die richtige Sicherheitsausrüstung im Wald. Natürlich gibt es auch dafür meist Zuschläge von der Sozialversicherung der Selbstständigen, kurz „SVS“, im Falle von Schadereignissen.

Nicht verzagen, FORSTWIRTSCHAFTSMEISTER fragen!

Und wer sich nun bewusst wird, dass sich die Arbeit für einen zukunftsorientierter Wald, wenn auch nur auf wenigen Hektar, mit dem Alltag schwer vereinbaren lässt, der greift am besten auf professionelle Fachkräfte aus der Region zurück. Als tatkräftige Unterstützung im Wald sind die beiden Forstwirtschaftsmeister Matthias Strobl (Zell am Moos) und Simon Strobl (St. Lorenz) im Rahmen der Veranstaltung vorgestellt worden. Beide Forstwirtschaftsmeister sind ausgezeichnete „Meister des Jahres OÖ“ geworden. Kontaktdaten der beiden erhalten Sie bei der KEM Mondseeland. Für weitere Informationen zum Thema Forst berät sie gerne die Landwirtschafskammer OÖ.

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…hier noch einige EINDRÜCKE vom PRAXISVORMITTAG und vom SCHULUNGSTAG mit Forstberater Andreas Krempl in einem Waldstück am Fuße des Kolomansberges: 

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